Donnerstag, 28. März 2024

Der Osterbrunnen in Bad Cannstatt

Der Osterbrunnen in Bad Cannstatt

Ein kleines Ostermärchen für Kinder


Im schönen Stadtbezirk Bad Cannstatt, am malerischen Neckarufer gelegen, geschieht zu Ostern jedes Jahr ein kleines Wunder. Der Erbsenbrunnen in der Marktstraße, ein Herzstück der Cannstatter Altstadt, wird mit einer Hingabe geschmückt, die weit über das Alltägliche hinausgeht. Zweige, sorgfältig bemalte Ostereier und rot-weiße Schleifen verwandeln den Brunnen in ein kleines Kunstwerk, dessen Mitte eine prächtige Krone aus Ostereiern ziert. Diese Krone funkelte in der Frühlingssonne und erfreute die Herzen aller, die in Cannstatt leben oder zu Besuch kamen.


Doch eines Tages, als die Ostervorbereitungen gerade in vollem Gange waren, passierte etwas Schlimmes. Ein listiger Fuchs, der für seine Streiche berüchtigt war, beschloss, sein Unwesen zu treiben. Unter dem Schleier der Nacht näherte er sich dem Erbsenbrunnen und richtete ein Chaos an. Als die Sonne den neuen Tag begrüßte, lagen die Ostereier zerbrochen am Boden, und die einst so liebevoll angebrachten Schmuckstücke waren zerstreut und beschädigt.


Die Bewohner von Bad Cannstatt standen fassungslos vor dem Anblick. Der Brunnen, der Quell ihrer gemeinschaftlichen Freude, war verwüstet. Doch dann passierte ein kleines Wunder. Aus den Schatten traten die Cannstatter-Wichtel, kleine Wesen, die in den Geschichten der Stadt nur selten erwähnt wurden, aber immer bereit waren zu helfen. Mit unermüdlichem Eifer und einer Liebe zum Detail, die ihresgleichen suchte, machten sich die Wichtel an die Arbeit. Sie malten neue Eier, deren Farben im Licht der Morgensonne noch leuchtender schienen als zuvor. Sie banden frische, rot-weiße Schleifen, jede einzelne ein Symbol für die Hoffnung und Erneuerung. Und behutsam schmückten sie die Zweige des Brunnens, bis dieser wieder in seiner alten Pracht erstrahlte.


Als Ostern kam, sammelten sich die Menschen aus Bad Cannstatt und den umliegenden Gebieten um den Erbsenbrunnen. Ihre Augen glänzten vor Freude, als sie das Werk der Wichtel betrachteten. Der Brunnen war nicht nur wiederhergestellt; er schien schöner als je zuvor. In diesem Moment erkannten die Cannstatter, dass das wahre Ostergeschenk die Gemeinschaft und die unaufhaltsame Kraft der Hoffnung war.


Der böse Fuchs, der aus der Ferne zusah, spürte eine Regung in seinem Herzen, die er lange nicht gefühlt hatte – Reue. Beeindruckt von der Stärke und dem Zusammenhalt der Gemeinschaft, beschloss er, sich von seinen schelmischen Wegen abzuwenden und fortan zum Wohl der Gemeinde zu wirken.


Und so lebten die Menschen und Wichtel in Bad Cannstatt weiter, jedes Jahr den Erbsenbrunnen zu Ostern schmückend, als Zeichen ihrer unzerbrechlichen Freude und Hoffnung. Der Geist der Gemeinschaft und der Zauber der Wiedergeburt durchzogen fortan jede Gasse und jedes Herz in Bad Cannstatt. 


von Ariane Willikonsky


PS: Das Märchen beruht auf einer wahren Begebenheit 2024. Kurz vor Ostern wurde der Brunnenschmuck teilweise zerstört und dann von lieber Hand über Nacht wieder hergerichtet.






Dienstag, 26. März 2024

Neugestaltung am Neckar

Neugestaltung am Neckar

von Stefan Betsch 


Die neuen Grünflächen um die zurückgebaute Straße vor der Wilhelma nimmt so langsam Formen an. Zur neuen Eisenbahnbrücke hin wurden bereits Grünflächen angelegt und Bäume gepflanzt. Außerdem wird der Hang um das Tunnel herum neu gestaltet. So langsam sieht man, wie es einmal aussehen wird, wenn die Baustelle zum Leuzeknoten fertig sein wird. 


In weiten Teilen ist die Verkehrsführung fertig und der Dauerstau vor der Wilhelma ist weitgehend Geschichte. Das kommt auch durch eine aufwändige und ungewöhnliche neue Verkehrsführung durch den B10-Tunnel und die Baustelle. Die Fahrbahnen zur Innenstadt und die Richtung Münster werden aus Richtung Esslingen kommend schon früh getrennt und so staut sich der Verkehr lange nicht mehr so wie zu den Zeiten, als man Richtung Stuttgart wenden und an der Ampel halten musste. Die Planung und Durchführung dieser Umleitung war nicht einfach, entlastet den kompletten Bereich aber erfolgreich.


Durch den Rückbau der zuvor vierspurigen Straße und die größeren Grünflächen sieht der Bereich vor der Wilhelma sehr viel einladender aus. Von der Straßenbahnhaltestelle kommt man ohne größere Hindernisse direkt zum Eingang. Allerdings ist es bedauerlich, dass die SSB die U14 nicht mehr über den Hauptbahnhof fahren lässt. So sind die Wilhelma und der Schiffsanleger nicht mehr direkt an den größten öffentlichen Verkehrsknoten angeschlossen und Gäste von auß

erhalb haben es nicht mehr so einfach wie bisher. Gerade ihnen sollte man die Anreise ohne Auto so leicht wie möglich gestalten.
Insgesamt gewinnt der ganze Bereich deutlich durch die Eröffnung des Rosensteintunnels und den Rückbau der Straße. Die Aufenthaltsqualität steigt und die Verkehrsbelastung sinkt. Nun muss vor allem noch die Anbindung des Steges unter der neuen Eisenbahnbrücke an den Rosenstein barrierefrei gestaltet werden, damit der Übergang auch mit dem Fahrrad wieder genutzt werden kann wie zu Zeiten des Holzsteges. 


Vielen Dank an Uwe Ottlinger für die tollen Bilder!








Donnerstag, 14. Dezember 2023

Winnetou in Bad Cannstatt

 Als Winnetou nach Bad Cannstatt kam:

Neues Buch aus dem Karl-May-Verlag erinnert an Theateraufführungen von 1984

Das gab es im September 1984, als die aufwendig gestaltete Tourneeproduktion „Unter Geiern“ im Reitstadion am Cannstatter Wasen Station machte. Eine Kieler Konzertagentur brachte fast das gesamte damalige Ensemble der Karl-May-Spiele Bad Segeberg in den Stuttgarter Stadtbezirk. Das neue Buch „Karl May auf der Bühne III“ aus dem Karl-May-Verlag Bamberg erinnert nun an zahlreiche Theateraufführungen mit Karl Mays Helden wie Winnetou, Old Shatterhand und Sam Hawkens, auch an die Vorstellungen in Bad Cannstatt.

Bamberg, Dezember 2023: Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg und Elspe sind im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt, doch Winnetou & Co. standen auch schon in Bad Cannstatt auf der Bühne. Das „Konzertmanagement Kiel“ schickte im September 1984 die Inszenierung „Unter Geiern“, die im Sommer 1984 bei den Bad Segeberger Karl-May-Spielen gezeigt worden war, in fast derselben Besetzung, aber als von Bad Segeberg unabhängige Produktion, auf Deutschlandtour. Gespielt wurde in Arenen oder großen Freilichtbühnen in Northeim, Berlin und Stuttgart, wo man vom 5. bis 9. September 1984 im Reitstadion am Cannstatter Wasen die Tournee eröffnete. „Beim Gastspiel im Cannstatter Reitstadion gehört etwas Phantasie dazu, über Scheinwerfergerüsten, Schwarzpulvergestank und Mikrophongeknackse noch das Abendleuchten der Rocky Mountains vor dem geistigen Auge zu sehen. Aber die meisten Zuschauer, vor allem die Kinder und die Freikarten-Besitzer, waren dennoch zufrieden“, hieß es seinerzeit in der Lokalpresse.

Geschrieben und inszeniert hatte das Stück der Hamburger Schauspieler und Regisseur Klaus-Hagen Latwesen, der auch den Winnetou verkörperte und seit 1981 Intendant der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg war. Das „Konzertmanagement Kiel“ buchte Latwesens im Sommer 1984 im Segeberger Freilichttheater am Kalkberg aufgeführtes Stück für die Tournee. Neben „Winnetou“ Klaus-Hagen Latwesen wirkten unter anderem die aus Segeberg erprobten Schauspieler Jürgen Lederer (Old Shatterhand), Rolf E. Schenker (Hobble Frank), Fred Braeutigam (Massa Bob), Gunther Schüler (Doc Hollyday, Medizinmann), Jochen Baumert (Der dicke Jemmy) und Joe Bodemann (Bärenführer und Geierdressur) mit. Als Schweren Mokassin, Häuptling der Sioux-Ogellallah, sah man Peter Hick, der ab 1993 die Störtebeker Festspiele auf Rügen aufbaute, nachdem er zuvor in Latwesens Fußstapfen als Intendant der Segeberger Karl-May-Spiele getreten war und am Kalkberg zusammen mit Film-Winnetou Pierre Brice Rekorde gefeiert hatte.

Die Tournee geriet noch vor ihrem Start zu einem turbulenten Projekt, da sich die Produzenten zu wenig mit den großen Karl-May-Spielen in Bad Segeberg und Elspe abgestimmt hatten, wo man vor allem wegen der Werbemaßnahmen für die Tournee auf die Barrikaden ging. Die Segeberger reagierten gar mit einer Einstweiligen Verfügung, konnten das Projekt dadurch aber nicht stoppen. Nach dem Tourauftakt in Bad Cannstatt zeigte man „Unter Geiern“ noch auf der Freilichtbühne Northeim und der Waldbühne Berlin. Die als Finale geplante Stippvisite in München musste jedoch abgesagt werden, da ein Unwetter die Tribüne zerstört hatte.

An die May-Bühnengeschichte von Bad Cannstatt erinnert nun ein soeben erschienenes Buch aus dem Karl-May-Verlag Bamberg: „Karl May auf der Bühne III“. Es handelt sich um den dritten von vier Bänden der Buchreihe, mit der der Verlag seit 2021 die Geschichte der zahlreichen Theateraufführungen mit Karl Mays Traumwelten aufrollt. Bereits in den ersten beiden Bänden der Reihe dokumentierten die Autoren Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke Karl-May-Freilichtaufführungen 1949 in Kornwestheim und 1950 im Stuttgarter Höhen- und Freizeitpark Killesberg sowie Planungen, diese später zu reaktivieren.

Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke: „Karl May auf der Bühne“, Band 3, Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul, August 2023, 400 Seiten, Großformat 21,0 x 29,7 cm, ISBN 978-3-7802-0145-4, 59 Euro, Hardcover / laminierter Pappband mit Gold-Veredelung